PROZ, Dezember 2024, S. 34/35
Sabine Knosala
Vor einem Jahr wurde das Rappaz Museum geschlossen. Was wurde aus der Liegenschaft? Und wie geht es mit dem Nachlass von Rolf Rappaz weiter? Die PROZ hat nachgefragt.
Im Dezember 2022 ist Gisèle Rappaz verstorben. Sie war die Witwe des Grafikers und Künstlers Rolf Rappaz sowie Stiftungsratspräsidentin der Gisèle-und-Rolf-Rappaz-Stiftung, die das Rappaz Museum in Kleinbasel betrieben hat.
Darauf beschlossen die verbliebenen beiden Stiftungsräte das Museum auf Ende 2023 zu schliessen. Als Grund gaben sie fehlende finanzielle Mittel an. Dem Museumsteam rund um Kurator Armin Vogt, der sich bislang um alles gekümmert hatte, wurde gekündigt. Zwar versuchten Vogt und der Förderverein Les Amis du Musée Rolf Rappaz noch das Museum zu retten – aber ohne Erfolg. Kurz vor Weihnachten 2023 musste das Haus nach 15 Jahren für immer seine Tore schliessen. Der künstlerische Nachlass von Rolf Rappaz ist jedoch weiterhin vor Ort eingelagert.
Seither wurde es ruhig um die Liegenschaft an der Adresse «Klingental 11». Dies trotz der Ankündigung des Stiftungsrats vor einem Jahr, «demnächst» zu informieren. Auf Anfrage gibt Stiftungsratspräsident Bernhard Madörin Auskunft über den aktuellen Stand: So sind mittlerweile der erste und zweite Stock des mittelalterlichen Gebäudes an die Firma Stauffenegger + Partner für visuelle Gestaltung vermietet. Im Parterre hat die Gisèle-und-Rolf-Rappaz-Stiftung Einsitz genommen. Sprich: Das Gebäude ist momentan für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.
Das soll sich nächstes Jahr zumindest teilweise ändern: So hat eine dreiköpfige Arbeitsgruppe von der Stiftung den Auftrag erhalten, Formate zu entwickeln, um den Nachlass trotz geschlossenem Museum zu vermitteln und schrittweise zu öffnen. Zu dem Trio, das schon länger zusammenarbeitet, gehören die Germanistin Barbara Piatti, Kulturvermittlerin und Tochter des bekannten Grafikers Celestino Piatti, der visuelle Gestalter Christian Stauffenegger von Stauffenegger + Partner und der Historiker Claudio Miozzari, Grossratspräsident und Co-Geschäftsführer der Storie Kulturagentur, die auf Archivprojekte spezialisiert ist. Damit soll dem Stiftungszweck entsprochen werden, der laut Statuten die «fachgerechte Aufarbeitung, Erhaltung, Verwaltung und öffentliche Bekanntmachung des künstlerisches Werkes von Rolf Rappaz» fordert.
Schauarchiv, Ateliergespräche und Publikationsreihe
Geplant sind nun drei Formate: Einerseits soll im Erdgeschoss ein Schauarchiv entstehen, in dem wechselnde 20 bis 30 Objekte von Rappaz präsentiert werden. «Das können einerseits Werke sein, also zum Beispiel Entwürfe, Plakate, Gemälde oder Möbel, aber auch Arbeitsmaterialien wie Stoffe, Fotos, 3-D-Modelle oder Werkzeuge», führt Piatti aus. Dieses Schauarchiv sollen Interessierte wie zum Beispiel Schulklassen entweder auf Anfrage oder an einzelnen festen Tagen besichtigen können.
Zudem sollen pro Jahr zwei bis drei Ateliergespräche stattfinden, in denen externe Fachpersonen dem Publikum anhand von analogem Material Aspekte von Rappaz’ Werk und dem anderer Basler Grafik-Persönlichkeiten näherbringen. «Mit diesem Format haben wir bereits bei der Vermittlung des visuellen Erbes meines Vaters gute Erfahrungen gemacht», berichtet Piatti. Als dritter Baustein ist eine Publikationsreihe geplant, die bekannte Grafikerinnen und Grafiker aus der Region Basel porträtiert.
Weniger konstruktive Kunst
«Neu soll der Schwerpunkt stärker auf der Grafik und weniger auf der konstruktiven Kunst liegen»,
betont Piatti. Das zeigt sich auch im neuen Namen: Rappaz – Haus der Basler Grafik. Das Logo dazu hat Stauffenegger entworfen – basierend auf einem alten Atelierschild von Rappaz. Für die Plakate der ersten drei Veranstaltungsjahre hat der Grafiker, der auch als Lehrer an der Schule für Gestaltung tätig ist, mit seiner Klasse einen Wettbewerb durchgeführt. Im Dezember wird eine Jury die besten drei Entwürfe mit einem «Prix Rappaz» prämieren.
In diese neue Planung ist weder das alte Museumsteam noch der Förderverein involviert. Gespräche mit Les Amis du Musée Rolf Rappaz haben dieses Jahr zwar stattgefunden, blieben letztlich aber fruchtlos. «Wir verfolgen unterschiedliche inhaltliche Linien», fasst Piatti zusammen. Im Herbst hat sich nun der Förderverein mit seinen 100 Mitgliedern aufgelöst. «Wir haben uns gesträubt, aufgebäumt und gekämpft», sagt der ehemalige Präsident Mario Forcella, «aber nach der Namensänderung und ohne Möglichkeit, im Haus etwas auf die Beine zu stellen, macht der Verein keinen Sinn mehr.»
Als nächster Schritt wird Ende November die neue Website aufgeschaltet. Das Schauarchiv und die erste Veranstaltung sollen noch vor den Sommerferien folgen.
www.rappaz-hausderbaslergrafik.ch