PROZ, Dezember 2024, S. 12/13
Lukas Nussbaumer
Zusammen mit dem Quatuor Habanera hat die Basler Musikerin Maja Lisac Barroso das bekannte Streichquintett des Wiener Komponisten für das Blasinstrument neu arrangiert und eingespielt.
Der Belgier Adolphe Sax erfand 1840 das Saxofon. Das Instrument wurde in den Anfängen von zahlreichen Komponistinnen und Komponisten ins klassische Orchester integriert, der eigentliche Durchbruch gelang ihm aber erst mit dem Aufkommen des Jazz im frühen 20. Jahrhundert. Franz Schubert starb 1828 in Wien, kannte das Instrument also noch nicht. Dennoch erklingt seine Musik nun auf Saxofon – dank der Basler Musikerin Maja Lisac Barroso, die das Streichquintett D. 956 neu arrangiert und zusammen mit der Pariser Saxofon-Formation Quatuor Habanera aufgenommen hat.
Wie ist es dazu gekommen? «Angefangen hat alles vor etwa vier Jahren», erzählt Lisac: «Eines Nachts hatte ich meinen iPod auf Shuffle und bin plötzlich bei diesem Streichquintett von Schubert gelandet. Ich war so fasziniert, dass ich das Werk zwei Jahre lang jeden Tag gehört habe. Es hat mich einfach nicht mehr losgelassen.» Als klassisch ausgebildete Saxofonistin überlegte sie sich bald, wie sie das Schubert-Quintett auf ihr Instrument übertragen könnte. «Eigentlich ist ein solches Unterfangen vom Tonumfang her gar nicht möglich, weil die erste Violine bei Schubert an etlichen Stellen in Höhen gesetzt ist, die für das Saxofon unspielbar sind», sagt sie. Doch es gibt eine Lösung: «Christian Wirth vom Quatuor Habanera stellt eine Ausnahme dar, er spielt auf dem Sopransaxofon eine Oktave höher als gewöhnlich und behält dabei alle Musikalität und Leichtigkeit bei.»
Lisac arrangierte darauf die gesamten 50 Minuten des Schubert-Werks für Saxofon – keine leichte Aufgabe: «Ich habe versucht, so stark wie möglich am ursprünglichen Notentext zu bleiben und habe nichts hinzugefügt, nur teilweise angepasst oder reduziert – zum Beispiel im ersten Satz die Doppelgriffe oder die Pizzicato-Stellen im zweiten Satz, die wir mit leichtem Staccato umgesetzt haben. Durch die klangliche Homogenität und die warmen Klangfarben des klassischen Saxofons kann dieses monumentale Werk aus einem neuen Blickwinkel erlebt werden.» Besetzt ist das Saxofonquintett – analog zu Schuberts zwei Violinen, einer Bratsche und zwei Celli – mit zwei Sopransaxofonen, einem Altsaxofon und zwei Baritonsaxofonen.
Digital Release am 6. Dezember
Im Juni 2023 haben Lisac und das Quatuor Habanera das Arrangement im slowenischen Radio- und Fernsehstudio in Maribor eingespielt, das Album ist als CD am 26. Oktober 2024 über Prospero Classical erschienen, am 6. Dezember folgt nun der Digital Release. Maja Lisac Barroso, die in Basel geboren ist und als Saxofon-Klassik-Dozentin am Jazzcampus unterrichtet, erfüllt sich mit dieser Schubert-Weltersteinspielung mit fünf Saxofonen und der Zusammenarbeit mit dem Quatuor Habanera einen lang gehegten, musikalischen Traum.
Maja Lisac Barroso, Quatuor Habanera, «Schubert: Quintet in C»: Prospero Classical, 2024. Als CD bereits erhältlich, Digital Release am Fr 6.12.