PROZ, November 2024, S. 26/27
Dragan Markovic
Die Fussballkulturbar am Erasmusplatz wird zehn Jahre alt. Zum runden Geburtstag des Didi Offensiv hat sich die PROZ mit den Betreibern Beni und Rafi Pfister über Pub-Quizze, Fussballkultur und das kommende FCB-Museum unterhalten.
Ich durfte Sie vor zehn Jahren zur Eröffnung interviewen. Hand aufs Herz: Hätten Sie damals gedacht, dass wir zehn Jahre später wieder hier sitzen und über den runden Geburtstag reden?
Beni Pfister: Nicht unbedingt. Bei der Eröffnung hatten wir keinen langfristigen Plan, wo wir in drei, fünf oder zehn Jahren stehen möchten. Das Didi Offensiv war eine Idee, die wir unbedingt umsetzen wollten und dann schauen, wo das alles hinführt. Sagen wir es so, ich habe nicht darüber nachgedacht, ob wir einmal über den zehnten Geburtstag reden werden, aber ich habe es auch nicht ausgeschlossen.
Rafi Pfister: Nach dem Fünf-Jahre-Jubiläum war die Ambition schon da, die zehn Jahre voll zu machen. Aber dann kam Corona …
Stichwort Corona: Sie haben während der Pandemie das Pub-Quiz über Youtube veranstaltet. Die Teilnehmerzahlen waren sehr hoch. Ist das Didi Offensiv in dieser Hinsicht gestärkt aus der Pandemie hervorgegangen?
Rafi: Wir haben sicherlich ein neues Publikum erreicht. Seit gut anderthalb Jahren besteht ein enormes Interesse am Pub-Quiz. Das Allgemeinquiz wird in guten Monaten an drei Abenden durchgeführt, die in der Regel ausgebucht sind. Das haben wir den Online-Quizzen während der Pandemie zu verdanken, die unsere Bekanntheit massiv gesteigert haben.
Beni: Wenn wir das Pub-Quiz im Didi durchführen, können 15 bis 16 Teams mitmachen, dann ist die Kapazitätsgrenze erreicht. Zu Spitzenzeiten haben bei Youtube über 250 Teams mitgemacht. Das hat Dimensionen angenommen, die für uns unvorstellbar waren. Auch wenn die Pandemie als Ganzes eine heftige und herausfordernde Zeit war, war das Online-Quiz ein Highlight der letzten zehn Jahre.
Wie ist das Didi Offensiv ansonsten durch die Corona-Krise gekommen?
Beni: Wir haben eine extreme Wertschätzung erfahren, das war fantastisch. Dazu haben die Spenden, die wir in dieser Zeit über unsere digitale Getränkekarte erhalten haben, massgeblich zum Überleben des Didi Offensiv beigetragen. Die Community hat uns in dieser Zeit sowohl moralisch als auch finanziell durch die Krise getragen.
Das Didi Offensiv versteht sich als «Fussballkulturbar». Neben Live-Übertragungen von Fussballspielen und Pub-Quizzen finden regelmässig Talks, Vorträge, Filmvorführungen und Ausstellungen statt. Wo sehen Sie die Verbindung zwischen Fussball und Kultur?
Rafi: Alles was sich um den Kosmos Fussball dreht, aber nicht in 90 Minuten auf dem Platz abspielt, ist meiner Meinung nach Fussballkultur. Wenn wir also Vorlesungen, Podien oder Ausstellungen zum Thema Fussball veranstalten, bewegen wir uns in diesem Rahmen.
Beni: Wir wollten mehr als nur eine «Fanbeiz» sein. Es sollte nie eine Bar sein, die nur von FCB-Fans besucht wird. Der Fussball als Ganzes sollte in den Vordergrund gestellt werden. Natürlich sind wir selber FCB-Fans und an Spieltagen sind primär FCB-Fans anwesend. Aber grundsätzlich sind wir allen gegenüber offen, die diesen Sport lieben. Dadurch gibt es auch einen Austausch mit anderen Fussball- und Kulturinteressierten in der Schweiz. Wir können uns mit Themen beschäftigen, die über das einfache Fan-Sein hinausgehen.
Wie wichtig sind Kooperationen mit Basler Kulturinstitutionen und Kulturveranstaltenden?
Beni: Kulturelle Veranstaltungen sind uns inhaltlich sehr wichtig, auch wenn sie sich finanziell nicht immer lohnen. Die kulturellen Events dienen als Anknüpfungspunkte für Kooperationen mit anderen Institutionen wie zum Beispiel dem Historischen Museum oder der Volkshochschule.
Sie sind in die Entstehung des FCB-Museums involviert. Was können Sie uns darüber erzählen?
Beni: Das FCB-Museum besteht in eigentlichem Sinne bereits, auch wenn es zurzeit noch kein physischer Ort, sondern ein Netzwerk ist. Gerade läuft ein Projekt, um einen Basisbetrieb in der Zehntenscheune beim St. Jakob zu ermöglichen. Dort soll das physische Museum entstehen. Wir hoffen, den Standort bis 2026 eröffnen zu können.
Das Konzept sieht einen innovativen Museumsbetrieb vor. Es soll keine «Hall of Fame» sein und wir wollen nicht nur Pokale ausstellen. Vielmehr soll der Frage nachgegangen werden, welche Bedeutung der Fussball in der Stadt Basel hat.
Wie gehen Sie dabei vor?
Beni: Wir arbeiten sehr intensiv an den Inhalten. Die Menschen in der Arbeitsgruppe sind stark mit der Fanszene verknüpft, gleichzeitig ist auch der Verein FC Basel am Entstehungsprozess beteiligt. Das Museum ist ein Paradebeispiel, wie ein Projekt von der Basis her entsteht. Es ist eine Herzensangelegenheit.
Merken Sie die sportlich mageren Jahre beim FC Basel? Haben Sie mehr Besucher an Spieltagen, weil die Leute weniger ins Stadion gehen? Oder beobachten Sie ein allgemein sinkendes Interesse am FCB?
Rafi: Seit einem Jahr ist der Effekt eher positiv. Wir haben auch bei Heimspielen mehr Gäste. Normalerweise kommen mehr Zuschauer während der Auswärtsspiele, da man dann nicht ins Joggeli gehen kann.
Was ausserdem auffällt: Wir beobachten einen Generationenwechsel, mehr junge Leute interessieren sich für den FCB, obwohl es in der Marketingwelt die Meinung gibt, der traditionelle Fussball sterbe aus, da die jungen Menschen sich nicht 90 Minuten für einen Match begeistern liessen. Was mich persönlich sehr freut: Wir haben vermehrt Zuschauerinnen im Publikum.
Wie schätzen Sie die Chance ein, dass wir in zehn Jahren wieder zusammensitzen und über das 20-Jahre-Jubiläum des Didi Offensiv reden?
Beni: Es ist ein realistisches Szenario. Wir sind gut aufgestellt, und man nimmt uns als einen Ort wahr, der eine Daseinsberechtigung hat und ein Bedürfnis nach Fussballkultur erfüllt. Ich denke und hoffe nicht, dass sich das in zehn Jahren so stark verändert.
Rafi: Der Ort wird hoffentlich Bestand haben. Wie die Geschäftsleistung heisst und wie das Konzept aussehen wird, wissen wir noch nicht.
Jubiläumsevents im Didi Offensiv: 10 Joor Didi – Ein augenzwinkernd-humorvoller Rückblick mit Roland Suter: Di 12. & Mi 13.11., jeweils 20 h
30 Joor Uffstieg – Raclette-Essen mit der Aufstiegsmannschaft: Sa 29.11., 18 h, Erasmusplatz 12, Basel, www.didioffensiv.ch
Ausserdem: Fussball an den Martinů Festtagen: Neues Orchester Basel, Familien-Fussball-Konzert «Half time»: Sa 16.11., 18.15, Museum Tinguely, Basel
On Screen, Kurzfilmprogramm «Mit Fussball und Film Europa entdecken»: So 17.11., 18 h, Stadtkino Basel, www.martinu.ch