Der Lällekönig bekommt seine eigene Geschichte

PROZ, Oktober 2024, S. 22/23

Sabine Knosala

Autor Olivier Joliat und Illustratorin Olivia Aloisi erzählen in ihrem Kinderbuch, wie Basel zu seinem kuriosen Wahrzeichen kam.

Der Lällekönig ist in Basel omnipräsent: Der Königskopf mit herausgestreckter Zunge prangt an Häuserfassaden an der Schifflände und in der Glockengasse. Er ziert aber auch Cliquen-Logos, Schiffe, Bieretiketten und Läckerlidosen.

Damit erfreut das Symbol nicht nur die Erwachsenen, sondern auch die Kinder: Olivier Joliat, Journalist, Filmemacher und Musiker, erinnert sich: «Lange waren Spaziergänge mit meiner älteren Tochter in die Stadt nur mit freudiger Zunge-raus-Zeremonie bei allen Lällekönigen möglich.» Schliesslich heisst Lälli auf Baseldeutsch nichts anderes als Zunge.

Damit der Lällekönig auch zu Hause für gute Laune sorgen kann, suchte der 47-jährige Allschwiler nach einem Buch für seine heimische Bibliothek: Doch er fand keines, nur eine Broschüre des Historischen Museums Basel mit allem, was man vom Lällekönig weiss – oder eben nicht weiss.

So hält sich hartnäckig die Legende, dass die Grossbasler damit den Kleinbaslern die Zunge herausstrecken – quasi als Antwort auf die drei Kleinbasler Ehrenzeichen, die Grossbasel am Vogel Gryff ihr Hinterteil zeigen. Bestätigt ist das jedoch nicht.

Fakt ist einzig, dass der Lällekönig Mitte des 17. Jahrhunderts erstmals schriftlich erwähnt wird. Das Original aus bemaltem Kupferblech hing damals am Rheintor bei der Mittleren Brücke und konnte Augen und Zunge bewegen. Heute ist es im Historischen Museum Basel zu bestaunen.

Doch wer diese Mischung aus adeligem Narr und subversivem Revoluzzer erschaffen hat und warum: Man weiss es nicht. «Was für eine Ausgangslage, um diesem kuriosem Charakterkopf eine würdige Geschichte zu widmen», dachte sich Joliat. 

Zusammen mit der Basler Illustratorin Olivia Aloisi begann er, sich basierend auf historischen Daten des 17. Jahrhunderts eine neue Handlung mit einer zeitgemässen Perspektive auszudenken. «Damit wollen wir einen neuen Urban Myth schaffen», erklärt die 54-Jährige.

Erzählt wird von Basel vor 400 Jahren: Krieg und Krankheit haben in der Stadt ihre Spuren hinterlassen. Doch plötzlich hängt ein Lällekönig am Brückenturm und bringt den Bebbi ihre Fröhlichkeit zurück. Ob wohl die Turmwarte Mina und Melchior etwas damit zu tun haben? 

Vernissage beim Original

Am Anfang und am Schluss der Geschichte erfährt man zudem spannende Fakten zur Zunge. Als Highlight können kleine Lesende die Zunge auf dem Cover bewegen. Vorgestellt wird das Bilderbuch an einer kindgerechten Vernissage im Historischen Museum – beim Original-Lällekönig, wo sonst?

Buchvernissage: Sa 19.10., 14–17 h, Historisches Museum Basel. Kinderprogramm mit Leseecke, Basteltisch, Zungenrausstreck-Wettbewerb etc., Eintritt frei

 

loading...