PROZ, Oktober 2024, S. 36/37
Sabine Knosala
Das Naturhistorische Museum Basel oder die Fondation Beyeler in Riehen kennt jedes Kind. Aber wer hat schon mal vom Henkermuseum oder Bakelitmuseum gehört? Die PROZ stellt Museen im Raum Basel vor, die sich einem ungewöhnlichen Spezialgebiet widmen.
Mit zwei oder mehr Rädern
In Nunningen betreibt der mittlerweile über 90-jährige Urs Hänggi ein eigenes Velomuseum. Im umgebauten Stall eines Bauernhauses erwartet die Gäste eine Reise durch die Evolutionsgeschichte des Fahrrades: 40 Modelle aus allen Epochen stehen chronologisch nebeneinander – vom Nachbau einer Holz-Draisine aus dem Jahr 1817 über das sturzanfällige Hochrad bis zum Niederrad, das 1886 erfunden wurde. Auch Kuriositäten wie eine indische Rikscha sind dabei.
Velomuseum: nur auf Anfrage geöffnet (T 061 791 00 80), Kirchmatt 12A, Nunningen, www.nunningen.swiss
Ausserdem: Pantheon Basel, Forum für Oldtimer: Mo bis Fr 10–17 h, Sa + So 10–16.30, Hofackerstr. 72, Muttenz, www.pantheonbasel.ch/museum
Solex-Museum mit zwei Dutzend Velosolex von 1947 bis 1985: Gewölbekeller des Restaurants Leue, Waldenburg, www.leuewaldenburg.ch/solexmuseum
Mit morbidem Charme
Das Henkermuseum in Sissach ist nichts für schwache Nerven: Gezeigt wird auf drei Stockwerken eine umfassende Sammlung von Geräten aus dem Strafvollzug vergangener Zeiten wie zum Beispiel Fesseln, Folterinstrumente und Hinrichtungsutensilien. Auch das einsame Leben eines Henkers und seiner Angehörigen wird beschrieben. Passenderweise ist das Museum in einem ehemaligen Gefängnis untergebracht.
Henkermuseum Sissach: jeden 1. und 3. Sonntag im Monat, 14–17 h, Kirchgasse 2, Sissach, www.henkermuseum.ch
Ausserdem: Sammlung Friedhof Hörnli mit Objekten zur Bestattungskultur wie Leichenwagen, Särge und Totenandenken: jeden 1.
und 3. Sonntag im Monat, 10–16 h, Hörnliallee 70, Riehen, www.sammlunghoernli.ch
Anatomisches Museum mit Originalpräparaten von menschlichen Körperteilen: Mo bis Fr 14–17 h, So 10–16 h, Pestalozzistr. 20, Basel, www.anatomie.unibas.ch
Very special interest
Ein Museum für einen Kunststoff, auf die Idee muss man erst einmal kommen. Aber genau die hatte Jörg Josef Zimmermann: In Breitenbach zeigt er in der Kunststoff-Fabrik Brac 10 000 Objekte aus dem «Material der tausend Möglichkeiten», wie Bakelit in einem alten Werbespot genannt wird. Für alle, die sich nichts darunter vorstellen können: Der Kunststoff nach dem Patent von Leo Hendrik Baekeland wurde von 1906 bis 1966 für Alltagsgegenstände eingesetzt – vom Föhn bis zum Aschenbecher.
Bakelitmuseum: Sa + So, 14–17 h, Passwangstr. 35/4, Breitenbach, www.bakelit.ch
Ausserdem: Computer Museum beider Basel mit PCs, Lochkarten-Rechnern und Game Lounge: jeden letzten Sonntag im Monat (nur mit Anmeldung), ColoBâle AG; Magnetareal, Pratteln (Standort Gymnasium Bäumlihof nur für Schulklassen geöffnet), www.cmbasel.ch
Kleiderbügelmuseum mit über 4000 Exemplaren: geöffnet nach Voranmeldung für Gruppen ab 10 Personen,Dunkel-Service, Birsstrasse 56, Basel, www.dunkel-service.ch/kleiderbuegel-museum
Wissenschaft zum Anfassen
Vor zwei Jahren wurde der Primeo Energie Kosmos in Münchenstein eröffnet, Nachfolger des EBM-Elektrizitätsmuseums. Wie es sich für das Museum eines Energieversorgers gehört, dreht sich hier alles um Energie und Klima. Herzstück ist das Science Center, wo man an 17 Mitmachstationen selbst ausprobieren kann, wie zum Beispiel der Treibhauseffekt funktioniert. Im Erlebnis Center lässt sich die Energiewende in immersiven Räumen erleben, während in der Lernwelt Workshops für Gruppen stattfinden.
Primeo Energie Kosmos: Do 15–17 h, Sa+So 13–15 h, Weidenstr. 6, 4142 Münchenstein, www.primeo-energie.ch
Ausserdem: Basler Papiermühle mit Papierherstellung zum Mitmachen: Di bis Fr 11–17 h,
Sa 13–17 h, So 11–17 h, St. Alban-Tal 37, www.baslerpapiermuehle.ch
«Tschugger» in echt
Die Polizei Basel-Landschaft sorgt für Sicherheit – 365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag. Aber wie ist sie organisiert, geschult und ausgerüstet? Und wie hat sie sich seit ihren Anfängen als Landjägerkorps weiterentwickelt? Im Polizeimuseum BL in Liestal kann man am Einsatzleitzentralen-Pult einen Polizeieinsatz mitverfolgen oder an einem Vergleichsmakroskop der Forensik Einbruchsspuren prüfen. Aktive und pensionierte Mitarbeitende der Polizei stehen mit Erläuterungen zur Verfügung.
Polizeimuseum BL: Neueröffnung im Herbst; ab November auf Anfrage für Führungen (pol.kommunikation@bl.ch) und ab Januar regulär an einzelnen Tagen geöffnet, Rheinstr. 25, Liestal
Ausserdem: Feuerwehrmuseum Basel mit historischen Feuerwehrfahrzeugen, -ausrüstungen und -uniformen: So 14–17 h, Kornhausgasse 18
Historische Gemäuer
Lange wussten nur Angehörige der Schweizer Armee, wie die Bunker Kleinlützel und Laufen von innen aussehen. Doch das ist nun vorbei: Ein Verein hat die beiden 1940 in den Fels gehauenen Bauwerke nach der Jahrtausendwende übernommen, sie teilweise instand gesetzt, mit Mobiliar und Waffen originalgetreu eingerichtet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. An Führungen kann man so in die Zeit des Zweiten Weltkriegs und des Kalten Kriegs eintauchen.
Bunker Kleinlützel und Bunker Laufen: Führungen nur nach Vereinbarung, ab fünf Personen, 1.4. bis 31.10., www.kleinluetzelbunker.ch
Ausserdem: Museum Pfeifen- und Stockfabrik Kleinlützel: Führungen auf Anfrage (T 061 771 02 04 oder marco_tschan@hotmail.com), Laufenstr. 296, Kleinlützel, www.schwarzbubenland.info
Stein auf Stein
Wer hat als Kind schon nicht gerne mit Lego gespielt? Wer immer noch Freude an den kleinen bunten Bausteinen oder mittlerweile (Enkel-)Kinder hat, sollte vielleicht einmal im LEbrickGO in Binningen vorbeischauen. Museumsgründer Christian Velhagen präsentiert dort seine Sammlung an Legosets – beginnend als Lego noch eine Schreinerei war bis zur heutigen Zeit. Die Ausstellungsobjekte sind nicht mehr auf dem Markt erhältlich wie beispielsweise der Taj Mahal oder der Eiffelturm.
LEbrickGO: Di bis Fr 13.30–18.30 (während der Herbstferien ab 10 h), Sa + So 10–17 h, Oberwilerstr. 20, Binningen, www.lebrickgo.ch
Sammelleidenschaft
Frösche sind die grosse Leidenschaft von Elfi Hiss uns Rolf Rindlisbacher. Über 15 000 Froschfiguren und mit Fröschen verzierte Gegenstände hat das Ehepaar über die Jahre auf allen Kontinenten zusammengetragen. Seit 1992 macht es seine Sammlung im Froschmuseum in Münchenstein zugänglich. Die kleinen grünen Freunde zieren Geschirr, Lampen, Schmuck, Nagelbürsten, Radios, Sandförmchen, Schlüsselanhänger, Seifenspender, Spardosen, Weihnachtskugeln und vieles mehr.
Froschmuseum: jeden 1. Sonntag im Monat, 14–17 h, Grabenackerstr. 8, Münchenstein, www.froggy.ch
Klein, aber oho
Beim Hoosesaggmuseum ist der Name Programm: Ausgestellt wird nur, was in eine Hosentasche passt, und zwar im Schaukasten einer Tür und nicht etwa in einem Raum oder Gebäude. Entstanden ist das Museum aus der Situation heraus: Immer wieder hielten Einheimische und Touristen am Imbergässlein 31 in Basel, um die historische Fassade zu bestaunen. Daher beschlossen die Bewohnerinnen und Bewohner, in der Haustür eine Vitrine einzurichten. Wer Lust hat, kann dort während eines Monats kleine Gegenstände zeigen.
Hoosesaggmuseum: rund um die Uhr, Imbergässlein 31, Basel, www.hoosesaggmuseum.ch