Neue Energie in der alten Trafohalle

PROZ, September 2024, S. 38/39

Sabine Knosala

Das ehemalige Unterwerk Bottmingen liefert ab September kulturelle Spannung in die Region. Herzstück ist die Kunstausstellung «Leimentale», die gleichzeitig mit dem zwischengenutzten Areal eröffnet wird.

Wer die alte Trafohalle an der Therwilerstrasse 56/58 in Bottmingen betritt, ist erst einmal baff: 20 Meter geht der Blick in die Höhe, denn im vorderen, quadratischen Teil befand sich ein Kran, der die schweren Transformatoren für Reparaturen aus der Isolationspfanne heben konnte. Zehn Meter niederer ist dagegen der hintere, rechteckige Teil, wo der Hochspannungsstrom von den Kraftwerken auf die nötige Spannung für die Haushalte transformiert wurde.

Doch das ist längst vorbei: Das Unterwerk Bottmingen, das Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden ist, wird von der Primeo Energie aus Münchenstein bereits seit 2019 nicht mehr genutzt. Seither liegen Trafohalle, Bürogebäude, Wohnhaus und Aussenbereich brach. 

So wurde Barbara Krause aus Bottmingen auf das Areal aufmerksam. Die ehemalige Primarlehrerin hatte kurz zuvor eine alte Schreinerei in Hofstetten kulturell zwischengenutzt und war auf der Suche nach einem weiteren Projekt. Als sie bei Primeo Energie anfragte, verwies man sie an die Basler Organisation Unterdessen, die in den letzten zwölf Jahren diverse Zwischennutzungen im Raum Basel und Luzern organisiert hat und nun auch für das ehemalige Unterwerk zuständig ist.

Keine Konkurrenz, sondern eine Ergänzung

In der alten Trafohalle möchte Barbara Krause einen verbindenden Kulturort für das Leimental schaffen. «Es ist nicht so, dass die einzelnen Gemeinden kulturell nicht aktiv wären», betont die Initiantin und Kuratorin: «Was aber bisher gefehlt hat, ist das Gemeinschaftliche – ein Ort, wo man gemeinde- und kantonsübergreifend zusammenarbeiten kann.» Dafür sei die alte Trafohalle ideal, die an einer Hauptverkehrsachse und nahe bei Basel gelegen ist.

Seit November ist Krause daran, die 360 Quadratmeter grossen Räumlichkeiten fit für ihre neue Bestimmung zu machen: Sie räumte auf, putzte, entwickelte ein Konzept, gründete den Verein Leimentale, zeigte die Halle Kulturschaffenden und Sponsoren und kümmerte sich um die Öffentlichkeitsarbeit.

Krauses Ziel ist es, jeweils von März bis Oktober ein Kulturprogramm aus den Bereichen Kunst, Literatur, Tanz, Theater, Musik sowie Illustration und Animation anzubieten – ohne die Wintermonate, weil die Halle ungeheizt ist. Dabei werden Kulturschaffende aus der ganzen Schweiz und dem Dreiland berücksichtigt.

Herzstück der Vereinstätigkeit ist jedoch die Kunst- und Kulturausstellung «Leimentale», die jeweils im September stattfindet. Hier ist der Fokus lokal: «Es stellen nur Personen aus oder mit Bezug zum Leimental aus», erklärt Krause. Diesmal sind acht Kunstschaffende dabei. Es finden aber auch drei Konzerte, eine Theatervorführung und ein Filmabend statt.

Wer teilnehmen möchte, sollte sich einem der folgenden Themen widmen: Energie, Spannung, Identität oder Transformation. «Auf diese Weise wird die alte Trafohalle künstlerische Spannung aus dem Tal aufnehmen und in der Region verbreiten», meint die Initiantin. 

Besonders wichtig ist ihr, kulturelle Angebote für Schulen zu schaffen. Daher wird die «Leimentale» fürs Publikum am Wochenende und für Schulklassen auf Anmeldung unter der Woche offen sein.

Feierliche Eröffnung der Zwischennutzung

Los geht es am 6. September, wenn Primeo und Unterdessen die Zwischennutzung des gesamten Areals feierlich eröffnen. An einer Führung erhält man einen Überblick, wer alles im ehemaligen Unterwerk eingezogen ist. So haben sich in den Innenräumen diverse Ateliers eingerichtet – darunter ein Töpfer- und ein Nähatelier, ein Ton- sowie Filmstudio, eine Hutmacherin, ein Kostümbildner, zwei Bildhauer und ein Berufsmusiker. Im Aussenraum lädt die Buvette Querbeet zum Verweilen ein, während Sportbegeisterte auf der neuen Padel-Anlage die Trendsportart ausprobieren können und das Wohnprojekt mit Tiny Houses als Forschungsprojekt zu alternativen Wohnformen dient.

Umgesetzt wurde die Zwischennutzung, die bis 2028 dauern soll, in Zusammenarbeit mit dem Baubüro in situ, wobei auf eine ressourcenschonende Instandsetzung und die Wiederverwendung von Materialien geachtet wurde. So dient beispielsweise ein altes Waschbecken als Brunnen im Aussenraum, welcher durch eine Treppe aus alten Stahlträgern zugänglich ist.

«Leimentale»: Fr 6.9. bis So 29.9., jeweils Fr 16–22 h, Sa 14–22 h, So 11–17 h, Unterwerk Bottmingen, Therwilerstrasse 56/58, www.leimentale.ch

Offizielle Eröffnung Zwischennutzung: Fr 6.9., ab 18 h, mit Führung, Vernissage, Open Ateliers etc., Unterwerk Bottmingen, Therwilerstrasse 56/58, www.unterdessen.ch

 

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