PROZ, Februar 2025, S. 19
Nina Hurni
Milan Milanskis erste Soloshow «Schwugo» ist ein humorvolles Verarbeiten vom Aufwachsen als schwuler Jugo im Basler Gundeli-Quartier.
Milan Milanski ist Comedian, Moderator eines Comedy-Open-Mics und Reporter für «Late Night Switzerland». Nun kommt sein Soloprogramm über sein Coming of Age (und Coming-out) auf die grossen Bühnen der Schweizer Kleinkunst. Er ist nun 34, «ein Alter, in dem ich mit gutem Gewissen nostalgisch zurückschauen kann». Premiere feierte die Show in seiner Wahlheimat Zürich, im Februar kommt sie nach Basel. Heimspiel oder nervös? «Ich werde nervös sein, weil es ein Heimspiel ist», und er zählt auf, wer kommt: Familie, Sandkastenfreunde, Kolleginnen aus der Fachmittelschule. Viele davon werden sich in karikierter Form in seinem Programm wiederfinden.
Wir treffen uns in der Markthalle zum Tee. Milanski ist gerade sowieso in der Stadt, er musste den Hund seiner Eltern zurückbringen. Er ist im Gundeli aufgewachsen, im interkulturell geprägten Arbeiterquartier. Nicht unbedingt ein einfacher Ort für einen «very flamboyant boy». Seine Waffe: die grosse «Schnure». Als Klassenclown beginnt er sich, das Nicht-Reinpassen anzueignen.
Comedy dürfe fast alles, sagt er, es sei aber wichtig, wer am Schluss drunter kommt. So sind es in Milanskis Jokes eben eher die superreflektierten Kunststudi-Schweizer, die ihn zwei Minuten nach dem Kennenlernen mitleidig fragen: «Wie ist es denn für dich als Schwuler, in der komplett homophoben Balkan-Community aufzuwachsen?» Und damit mit Vorurteilen nur so um sich werfen. Das Wort «Jugo» an sich war für ihn aber nie eine Beleidigung, vielmehr ein Begriff, der Verbundenheit ausdrückt – über Ethnien und Nationalitäten hinweg.
Stereotype sind für Milanskis Comedy zentral. Es gehe aber darum, diese Klischees schattieren zu können. Auch bei Schweizern: Für ihn ist die typische Schweizerin eine globulischluckende Kunstlehrerin mit nur einem, dafür langen Ohrring, die ihr Kind mit den Balkan-Kids auf den Spielplatz schickt, damit es ein bisschen Multikulti mitbekommt. Für andere vielleicht eher der Schweizer Bergler mit Bart. Beides stimmt, beides kann Grundlage für einen Witz sein.
Sichtbarkeit schaffen
Als Kind fiel ihm auf, dass in der Öffentlichkeit oder im Fernsehen alle immer nur Schweizer waren. «Ich hatte nie das Gefühl, dass ich da einen Platz habe.» Jetzt ist er stolz, dass er den trotzdem hat und damit Sichtbarkeit für Jugos schafft – und für Queers. «Vielleicht sieht das ja jemand und denkt: Ich kann das auch!»
Auf die Show in Basel freut sich Milanski, weil er hier mit dem Slang spielen kann. «Wenn ich hier auf der Bühne ‹jääs› sage, dann wissen die Leute genau, was ich meine. Wenn ich sonst in der Schweiz ‹jääs› sage, dann lachen die erstmal und denken: ‹Oh mein Gott, der ist Basler!›» ν
Milan Milanski, «Schwugo»: Mi 12.2., 20 h, Tabourettli, www.fauteuil.ch