• Highlights
    Zurück auf die Landkarte

    PROZ, Dezember 2024, S. 15

    Alan Heckel

    Basel bekommt ein eigenes Hip-Hop-Festival in der Kaserne.

    Viele Menschen neigen dazu, die Vergangenheit zu verklären. Boris Jacot gehört zu einem gewissen Grad auch dazu, wenn er sich an die frühen 90er-Jahre erinnert. Damals hatte Basel eine Vorreiterrolle im nationalen Hip-Hop, Black Tiger und P-27 sorgten mit den ersten Mundart-Rap-Tracks landesweit für Aufsehen. «Seither haben wir an Boden verloren», weiss Jacot, der seit 1988 zur Breaker-Crew Basel City Attack und damit zu den Pionieren der Szene gehört.

    Als der 48-jährige Kulturmanager sich im Vorjahr zusammen mit ein paar Freunden mal wieder die guten alten Zeiten in Erinnerung rief, kam man zum Schluss, dass diese nicht für immer in der Vergangenheit gefangen sein müssen. Der Verein Hip-Hop Festival wurde ins Leben gerufen. «Unser Ziel ist es, Basel zurück auf die Hip-Hop-Landkarte zu bringen», kündigt Jacot an.

    Der beste Weg dafür ist ein eigenes Festival und so machten sich seine Mitstreiter und er daran, einen trinationalen Anlass auf die Beine zu stellen, der allen Hip-Hop-Elementen – Rap, DJing, Breakdance und Graffiti – eine Plattform bietet. Bei der Suche nach der passenden Location fiel die Wahl schnell einmal auf die Kaserne. «Aus Gründen der Nachhaltigkeit sollte das Festival mitten in der Stadt sein», erklärt Jacot, lässt aber nicht unerwähnt, dass der Ort in der Basler Hip-Hop-Historie eine wichtige Rolle gespielt hat. «Die Kaserne ist eine Referenz», so der Initiant, der auch für Projektleitung, Koordination und Fundraising des ersten Hip-Hop Festivals Basel zuständig ist.

    Mitte Dezember feiert das Festival nun seine Premiere. Das Programm am Nachmittag mit diversen Workshops sowie Graffiti-Live-Painting ist gratis, für den Abend mit Konzert, Breaking-Battle und Afterparty wird Eintritt verlangt. Das trinationale Konzept spiegelt sich auch im Line-up wieder: Die französische Rapperin Dilome gehört zu den hoffnungsvollen Newcomerinnen in ihrem Heimatland, der Frankfurter Megaloh ist seit fast zwei Jahrzehnten ein Hause­hold-Name im Deutschrap und für den Basler Elia ist der Gig im Rossstall ein Heimspiel.

    Funke soll überspringen

    Auf das Zielpublikum angesprochen hält Boris Jacot explizit fest, dass es kein Anlass für die B-Boys und -Girls und MCs von anno dazumal ist, «auch wenn wir uns freuen, wenn sie kommen». Man richtet sich in erster Linie an junge Erwachsene zwischen 20 und 35 Jahren aus der (trinationalen) Region und hofft, der Funke möge genauso auf sie überspringen, wie es vor über drei Jahrzehnten bei einer anderen Generation der Fall gewesen ist. Sie sollen das Feuer weitertragen und die Hip-Hop-Kultur am Rheinknie wieder stärker verankern. Die Perspektiven sind gut, Anfang November waren über 300 der 500 Tickets weg. Im Erfolgsfall dürfte im nächsten Jahr eine zweite Ausgabe, eventuell über zwei oder drei Tage, folgen. Den zweiten vor dem ersten Schritt machen, wollen die Organisatoren aber nicht: «Wir möchten nachhaltig wachsen», lautet die Devise.

     

    Hip-Hop-Festival Basel: Sa 14.12., Rahmenprogramm ab 13 h, Konzerte ab 20 h, Kaserne Basel, www.kaserne-basel.ch, www.hhfb.ch

     

loading...