PROZ, Sommer 2024, S. 21
Bauchschmerzen beim Reisen
Kolumne von Elisa da Costa*
Niemand reist wohl so häufig in der Welt herum wie Menschen in der Schweiz. Auch ich bin ein «Reisefüdli». Trotzdem löst ein Flughafen bei mir nicht nur Schmetterlingsgefühle aus. Warum, erzähle ich Ihnen jetzt.
Ich hatte für meine Rom-Reise bereits online eingecheckt. Daher ging ich am EuroAirport mit meinem Handgepäck direkt zur Sicherheitskontrolle. Tasche auf das Rollband, Laptop und Handy separat. Dabei dachte ich für mich: «Hoffentlich piepst es nicht wieder.» Und natürlich. Nicht nur musste ich zwei Mal durch die Kontrolle, nein, ich wurde auch noch vor versammelter Mannschaft abgetastet. «Beine auseinander», sagte die Beamtin, während ich beschämt auf den Boden und dann zu den Kontrollkabinen blickte. Warum musste das hier geschehen? Wofür dann die ganzen Kabinen, wenn sie eh nicht genutzt werden? Mir wurde es immer unangenehmer. «Alles gut. Nehmen Sie Ihre Sachen», sagte sie mit schroffem Ton. «Uff», dachte ich mir, «nochmals gut gegangen».
Trotzdem liessen mich die Angst und Scham auch später im Flugzeug nicht los. Weshalb war ich gleich so verunsichert? Hatte das mit den vielen unerklärlichen Polizeikontrollen zu tun? Bereits als Teenager wurde ich mehrmals ohne klaren Grund in diversen Alltagssituationen polizeilich kontrolliert. Einmal sogar direkt vor meinem Wohnhaus. Und als ich mich dann nicht ausweisen konnte, weil ich für fünf Minuten meinen Kollegen zur Tramstation begleitet hatte, musste eine Frau für meine physische Kontrolle aufgeboten werden. Da stand ich nun an der Haltestelle, um ein Uhr morgens, um mich in aller Öffentlichkeit abtasten zu lassen, Intimbereich inklusive. Als ich dann nochmals fragte, wieso, kam die plumpe Antwort: «Sie könnten ja illegal im Lande sein oder mit Drogen dealen?» «Aha», meinte ich dann nur. Also ist eine Asylsuchende, die akzentfreies Züri-Dütsch spricht, gängig? Eine gescheite Antwort kam nicht.
Dass ich mit meinem Afro schnell als Drogendealerin abgestempelt werde, ist mehr als nur mühsam. Es ist ein Fall von Racial Profiling, also dass Menschen aufgrund ihres Aussehens als potenziell verdächtig behandelt werden. Und wenn ich am Flughafen einmal mehr rausgezogen werde, kommen all diese Ängste und Erinnerungen wieder hoch!
*Gründerin des Podcasts «Blackfluencers», der sich auf die schwarze und afroschweizerische Gemeinschaft fokussiert, und des Think Tanks Afrokaana für Diversität, Inklusion und Nachhaltigkeit in Basel.