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    Oh Yeah! Junge musikalische Glücksmomente

    PROZ, April 2024, S. 14/15

    Chrigel Fisch

    320 Bands hatten sich beworben, 36 spielen nun am Basler Musikfestival BScene: ein junges Line-up zwischen intimer Akustik und bebendem Bass.

    Es geht um Musik – und es geht ums Zusammenkommen im Frühling. Itʼs BScene time again! Seit 27 Jahren trifft sich die Basler Popmusikszene in den Clubs der Stadt. Damit ist das Festival eines der stabilsten und ältesten Indoor-Festivals der Schweiz – und immer jung geblieben. Diese Ausgabe ist sogar extrajung: Das Team, die Bands, die Musikerinnen respektive Musiker und auch das Publikum sind im Schnitt wohl etwa gleich alt wie das Festival selbst.  

    Apropos Zusammenkommen: Erstmals erwartet die Fans auf dem Kasernenareal ein «ausgebautes Festivalzentrum», ein Ort zum Relaxen, Quatschen, zum «Dialog, Miteinandersein, und um frische Luft zu schnappen», wie Tim Züger, der Medienverantwortliche, das Wohnzimmer der Musikszene umschreibt. Darum herum scharen sich die Konzertsäle; Reithalle und Rossstall I und II, Junges Theater und Parterre sowie der Saal des kHaus genannten Prestige-Kreativbunkers.

    36 Acts von nah bis fern, vom Kleinbasel über Fribourg bis Wien und London entern am Wochenende die Bühnen. Mit der Hamburger Rapperin Haiyti wird auch eine der angesagten jungen deutschen Pop-Akteurinnen die Reithalle mit ihrem neuen Album «Junky» einheizen. 

    Ausgeschlafen: Eva Pandora und Iuri aus Basel

    Zwei sehr ausgeschlafene und mit extra Talent gesegnete Acts der lokalen Szene picken wir raus. Einerseits Eva Stukers Band Eva Pandora: Was die Frau mit den vielen Gaben und der elektrischen Gitarre seit vier Jahren zu Tage fördert, sind wahre Rohdiamanten aus dem Basler Edelsteinbergbau. Songs, so leicht, eingängig und auch mal sperrig, so schüchtern glitzernd und selbstbewusst zugleich.

    Ihr selbstbetiteltes Debüt packte 2021 Songs zwischen Gitarren-Noise, Low-Fi, Alternative Rock und Dream-Pop auf zwei Vinylseiten. Songs mit der grossen Geste, wie «Oh Yeah», «Heaven» oder «Faith», die nicht die Bohne nach Schweizer Verkrampfung klingen. Ihr Sound ist eine arschcoole, bittersüsse Melange aus Gespür für Harmonie mit Widerhaken und einer Stimme, die auch mal an die australische Indie-Ikone Courtney Barnett erinnert.

    Iuri ist dagegen ein Basler Musiker auf dem Weg zum Grandseigneur des Songwritings mit Flair zwischen Liverpool und Côte dʼAzur. Das Schwelgerische der Beatles, die abgeklärte Lässigkeit französischer Prägung: Iuri schreibt vollendete Songs, die zeitlos klingen, noch bevor sie zu Ende sind. Und hoffentlich vielen, wie Programmmacherin Lidia Beck zum Line-up schreibt, «einen musikalischen Glücksmoment» bereiten. 

    So fehlen an der jungen BScene 2024 einzig die gestandenen Acts und die härteren Gesellen des Rock- und Metal-Genres. «Wir versuchen, unsere stilistische Breite über die Jahre hinweg zu halten» relativiert Bookerin Lidia Beck. Dieses Jahr liege der Schwerpunkt tatsächlich woanders, zwischen «intimer Akustik und bebendem Bass – und: Bleiben wir gespannt, was uns das nächste Jahr erwartet.» 

    Zuerst aber: dieses Jahr, be scene!

    BScene Musikfestival: Fr 19.4. bis Sa 20.4., Kasernenareal, Basel, www.bscene.ch

     

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