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    Ein zweites Leben für die Mittenza

    PROZ, April 2024, S. 11

    Sabine Knosala

    Die Gemeinde Muttenz sucht Interessierte, die in der Mittenza einen Kultur- und Gastrobetrieb etablieren wollen. Das Konzept dazu soll im Dialog entwickelt werden.

    Sie war einst ein Aushängeschild für Muttenz: die Mittenza mitten im alten Dorfkern. Das Hotel- und Kongresszentrum wurde 1970 eröffnet und war 1983 einer der Gründe dafür, dass Muttenz vom Schweizer Heimatschutz der Wakkerpreis verliehen wurde. Längst ist jedoch der Glanz verblasst, und das Gebäude, bestehend aus Hotel sowie einem grossen und einem kleinen Saal, entwickelte sich für die Gemeinde immer mehr zum Klotz am Bein. Als 2012 der Vertrag mit dem Hotelbetreiber auslief, stand Muttenz vor der Frage: Was nun?

    Es folgten Jahre der öffentlichen Meinungsbildung. Beziehungsstatus: Es ist kompliziert. Mal war der Gemeindeversammlung ein neuer Pächter nicht genehm, mal sollte das Gebäude im Baurecht abgegeben werden. Ja, sogar ein Abriss wurde diskutiert.

    Seit letztem Jahr ist klar: Die Muttenzer Bevölkerung steht hinter «ihrer» Mittenza. Das Gebäude soll für 25 Millionen Franken saniert und umgenutzt werden. Für die Entwicklung des Betriebskonzepts konnte die Gemeinde die Denkstatt sàrl aus Basel gewinnen, die man von Umnutzungen wie dem Gundeldinger Feld in Basel oder dem Ziegelhof-Areal in Liestal kennt.

    Die Idee ist nun, die Mittenza in einen vielseitigen Ort für Bildung, Kultur, Vereine und Gastronomie umzuwandeln: In die ehemaligen Hotelzimmer wird die Musikschule und ein Teil der Schulverwaltung ziehen. Im früheren Restaurant soll dagegen ein Kulturbetrieb mit kleinem Gastronomieangebot etabliert werden. Auch Vereinsnutzungen sind hier geplant. «Dafür könnte das Restaurant in mehrere kleine Räume unterteilt werden», erklärt Ben Pohl von der Denkstatt. Den kleinen Wartenberg-Saal darf sich der Kulturbetrieb auf Wunsch mit der Musikschule teilen. Was mit dem grossen Saal geschehen soll, ist noch unklar. «Hier kommt es auf die Vorschläge der künftigen Betreiberschaft an», so Pohl.

    Kostenneutral und selbsttragend als Ziel

    Aktuell sucht die Gemeinde nun Einzelpersonen, Firmen, Vereine oder andere Gruppierungen, die Interesse haben, einen solchen Kulturbetrieb zu führen. «Es ist keine Ausschreibung, um einen Pächter oder eine Pächterin zu finden», betont Pohl: «Vielmehr geht es darum, an Interessierte zu gelangen, die bereit sind, im Dialog mit der Gemeinde ein mögliches Betriebskonzept zu entwickeln.» Ziel sei es, dass der Kulturbetrieb später einmal kostenneutral und selbsttragend funktionieren kann. «Momentan gehe ich von einer kulturell und betriebswirtschaftlich gemischten Struktur aus», so Pohl.

    Bis Mitte April können sich Interessierte auf der Website anmelden und noch im gleichen Monat an einer Infoveranstaltung mit Workshop teilnehmen. Danach reichen sie bis Ende Mai eine Konzeptskizze ein. Im Sommer entscheidet sich die Gemeinde dann für eine Kandidatin oder einen Kandidaten, und das Betriebsmodell wird gemeinsam entwickelt.

    Ab 2026 wird die Mittenza schliesslich von den Architekten Buol & Zünd aus Basel saniert. Dabei sollen laut Pohl «minimale Eingriffe» am über 50 Jahre alten Bau vorgenommen werden. Auch hier könnten Wünsche der künftigen Betreiberschaft berücksichtigt werden.

    Bis zum Sanierungsbeginn kann man die Mittenza-Räume aber weiterhin mieten. Pohl bezeichnet die Zwischennutzung als «Lernphase»: «In dieser Zeit können wir wertvolle Erkenntnisse gewinnen, wer die Räume mieten will, von wie vielen Personen sie genutzt werden und was die Preisvorstellungen sind.»

    Projekt «Mittenza machen»: Interessensbekundung bis Mitte April, www.mittenzamachen.ch

     

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