PROZ, März 2024
Sabine Knosala
Wie erreicht Kultur die Leute?
Vor zweieinhalb Jahren war ich in Solothurn an einer Tagung zum Thema «Kulturberichterstattung in der Krise», organisiert unter anderem vom Bundesamt für Kultur. Als Einleitung zeigte man uns Videos von Schweizer Kulturschaffenden, die alle eine ähnliche Botschaft transportierten: So erzählte beispielsweise ein Künstler, früher wären stets mehrere Medien an seine Vernissagen gekommen. Heute sei er schon froh, wenn überhaupt noch ein Medium käme. Denn: Wenn niemand über seine Ausstellung berichtete, hätte er deutlich weniger Publikum.
Tatsächlich ist die Beziehung zwischen Kultur und Medien eine symbiotische: Man braucht sich gegenseitig. Schwächelt der eine Part, bekommt das der andere zu spüren. Sie alle kennen sicher das Zitat: «Stell dir vor, es ist Krieg und niemand geht hin.» Umgemünzt auf die Situation in der Kultur müsste es heissen: «Stell dir vor, es gibt Kultur und keiner weiss davon – ergo geht auch niemand hin.»
Offenbar sind allein zwischen 2010 und 2020 ein Drittel aller Stellen im Kulturjournalismus gestrichen worden – auch das eine Erkenntnis von der Solothurner Tagung. Doch nicht nur der Kulturjournalismus ist vom Medienwandel betroffen, sondern der Journalismus ganz allgemein – vor allem im lokalen Bereich.
Daher wird im März erstmals ein Basler Medientag stattfinden, der von der Stiftung für Medienvielfalt, der Christoph Merian Stiftung und dem Verein Medienzukunft Basel durchgeführt wird. Vertretende aus Medien (darunter auch von der PROZ), Stiftungen, Wirtschaft und Politik sollen gemeinsam Lösungen erarbeiten, wie zukunftsfähige Medienmodelle aussehen könnten.
Die PROZ wird aber auch selber aktiv: Am 14. März findet in der GGG Stadtbibliothek Basel West ein Talk zum Thema «Wie erreicht Kultur die Leute?» statt. Auf dem Podium wird Matthias Grupp, Leiter Vorstadttheater Basel, die Sicht der Kulturveranstaltenden und ich die Sicht der Kulturmedien darlegen (Kasten S. 23).
Frau im Fokus
Ein weiteres Thema in dieser Ausgabe ist der internationale Frauentag am 8. März: Wir stellen den Dokumentarfilm «Kinderfrei» vor, der wohl eine der wichtigsten Entscheidungen im Leben einer Frau behandelt, berichten über das Jubiläumskonzert zu 30 Jahren Mädchenkantorei, das nach der Pandemie jetzt endlich nachgeholt werden kann, und weisen auf zwei Ausstellungen hin, welche die Leistungen von Frauen in den Vordergrund rücken – sei es nun als Malerinnen oder als Designerinnen von Spielsachen.
Nun freue ich mich, dass Sie als Leserin oder als Leser der PROZ persönlich einen Beitrag dazu leisten, dass es Kulturmedien und damit letztlich die Kultur weiterhin gibt. Kommen Sie doch auch zu unserem Talk, der Eintritt ist gratis!